Während des 14. Jahrhunderts entwickelte sich mit den städtischen Schützenfesten eine Festkultur, die nicht die starren Standesgrenzen wie die höfischen Turniere kannte. Ihren ersten Höhepunkt erlebten diese Feste im 15. und 16. Jahrhundert. Um Ausschreitungen während der Festtage zu vermeiden, wurden sehr früh Schützenordnungen erlassen. Die offiziell im Auftrag der Städte handelnden "Brüchtemeister" oder "Bruchmeister" hatten deren Einhaltung zu überwachen.

Die andere Traditionslinie, aus der sich die heutigen Schützenfeste mit dem dazugehörigen Vergnügungen ableiten lassen, sind die Jahrmärkte. Diese waren altersher ohne ein kirchliches Fest undenkbar. Nicht nur Waren wurden von weit hergereisten Händlern angeboten, sondern die Besucher fanden auch eine Informationsbörse vor.

Effektschießscheibe "Apfelklauer", um 1900; Markt- und Schaustellermuseum Essen
Für Unterhaltung sorgte allerlei fahrendes Volk, wie beispielsweise Gaukler, Wahrsager, Musikanten, Quacksalber und Tanzbärenleiter. Mit der Zeit war der profane Markthandel mit seinem ungewöhnlichen Warenangebot und die Aussicht, dem Alltag durch Tanz, Tafelfreuden und Schaustellungen kurzzeitig entfliehen zu können, zur Hauptsache geworden. Die Jahrmärkte fanden in zunehmendem Maße zusammen mit Schützenfesten und Vogelschießen statt. Unter den Vergnügungsangeboten des 19. Jahrhunderts spielten die Schaubuden eine besonders große Rolle. Zu ihnen gehörten u.a. Wachsfigurenkabinette, Panoramen, Panoptika, Wanderkinos, artistische Darbietungen, "photographische Buden" und verschiedene Formen des Theaters. Besonders beliebt war während der Kaiserzeit die Zurschaustellung "exotischer" Menschen und Tiere. So sollten dem heimischen Publikum die Möglichkeiten "des unbegrenzten eigenen Fortschritts" gegenüber den "primitiven Lebensweisen" außereuropäischer Volksgruppen demonstriert werden.


Schießautomat "Fernsicht Schießstand Deutschland" ,ca. 1935; Sammlung Gauselmann - Deutsches Automatenmuseum
Die heute vor allem das Bild der Volksfeste prägenden Fahrbetriebe traten ihren Siegeszug im Gefolge der ersten Motorisierungswelle zur Jahrhundertwende an. Zum breiten Angebot der Fahrgeschäfte gehören bis heute Achterbahnen, Autoscooter, Berg- und Talbahnen, Riesenräder, Geisterbahnen, Karussells, Schiffsschaukeln oder Wildwasserbahnen.


Karussellfigur "Germanische Phantasiefigur", um 1900; Städtisches Museum Herford