Schützenchronologie
Die Anfänge des deutschen Schützenwesens liegen im Mittelalter. Die ersten Schützenorganisationen sind seit dem 12. Jahrhundert nachweisbar.
Erste schriftliche Überlieferungen existieren seit dem 13. Jahrhundert, ebenso wie die ältesten Überlieferungen zu Papageienschießen aus den Niederlanden und Frankreich.
Nachdem die Gilden und Zünfte des städtischen Bürgertums während des 14. und 15. Jahrhunderts erheblich an politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Einfluss gewonnen hatten, erlebte auch das Schützenwesen seine erste Blütezeit. Nun war es in seinen Organisationsformen nicht mehr unmittelbar an den jeweiligen Landesherrn gebunden, sondern konnte sich unter gewissen Rahmenbedingungen eigenständig entwickeln. Einen weiteren Entwicklungsschub bekamen die Schützenorganisationen seit dem 15. Jahrhundert durch die Einführung von Feuerwaffen Dies erforderte größere Schießbahnen und führte zur Gründung neuer Schützenvereinigungen.
Bereits im 16. Jahrhundert wurde vor allem in den größeren Städten die Notwendigkeit erkennbar, die seit längerem existierenden Gepflogenheiten im Umgang mit Waffen durch Statuten und Schützenordnungen schriftlich zu fixieren. In diesen wurde nicht nur die Technik der Waffen erklärt und Vorschriften zu den Schießübungen und -wettbewerben erlassen, sondern auch die Rechte und Pflichten der einzelnen Schützen innerhalb der Gemeinschaft festgelegt. Auch die Vermögensverwaltung der unterschiedlichen Schützenzusammenschlüsse fand hier ihren Niederschlag. Vor allem in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts traten die geselligen und sozialen Elemente des Schützenwesens gegenüber den religiösen und patriotischen Motiven immer weiter in den Vordergrund, was sich an den immer großzügiger gestalteten Schützenhäusern jener Zeit ablesen lässt.
Während des 17. und 18. Jahrhunderts kam das Schützenwesen in vielen Gegenden Deutschlands nahezu zum Erliegen, da im Zeitalter der stehenden Heere den Schützen von Seiten der Landesherren so gut wie keine militärische Bedeutung mehr zugemessen wurde. Daher entfiel auch die oftmals gewährte finanzielle Unterstützung. Ungeachtet dieses Niedergangs wurden in diesem Zeitalter die spektakulären „Freischießen“ in den größeren Städten zu besonders beliebten Schießwettbewerben, zu denen sich oftmals mehr als Tausend auswärtige Schützen einfanden.
Im 19. Jahrhundert nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon und später dann besonders während der Revolutionsjahre 1848/49, als in den deutschen Staaten intensiv über die „Volksbewaffnung“ und „Bürgerwehren“ diskutiert wurde, spielten die Schützenvereine, als Formationen innerstädtischer Konfliktregelung erneut eine zunehmend gewichtigere Rolle. Die Höhepunkte dieser Entwicklung, durch die das Schützenwesen auch zu nationaler Bedeutung gelangte, waren sicherlich die Gründung des Deutschen Schützenbundes 1861 und die Abhaltung des Ersten Deutschen Bundesschießens in Frankfurt 1862 mit demokratisch-liberaler Ausrichtung. Nach der Reicheinigung von 1870/71 orientierte sich schließlich der weitaus größte Teil der Schützenvereine an der konservativ-militärisch geprägten Leitkultur des neuen Kaiserreiches.
Die innere Verbundenheit vieler Vereine mit dem nach Beendigung des Ersten Weltkrieges untergegangenen Kaiserreich und die damit einhergehende Ablehnung der Weimarer Republik erleichterte den Nationalsozialisten 1937/38 die erzwungene Gleichschaltung der Vereine unter der Führung des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen. Für die meisten Schützenvereine waren die Jahre zwischen 1946 und 1949 ein echter Neuanfang als gesellige und weitgehend entpolitisierte Vereine, in denen zusehends auch die Frauen Ressorts für sich beanspruchen konnten. Der Übergangsprozess vom 20. ins 21. Jahrhundert gestaltete sich für viele Vereine als komplexes Problem, weil Traditionsbewahrung und die Anpassungsleistungen an modernes Freizeit- und Konsumverhalten vielfach unvereinbare Gegensätze darstellten.