Mit dem Beginn der "Neuen Ära" in Preußen 1858 erstarkte die noch 1849 mit Waffengewalt niedergedrückte Nationalbewegung. Die in Vereinen organisierten Sänger, Turner und Schützen mobilisierten ihre Kräfte, trafen sich auf nationaler Ebene zu Bundesfesten und erhöhten den Druck auf die Regierungen zur Nationalstaatsbildung. Konservative Eliten mit dem Wunsch nach einer Reichseinigung "von oben" sowie breite bürgerliche und unterbürgerliche Kreise mit einer liberalen bzw. demokratischen Nationalstaatskonzeption "von unten" standen sich gegenüber. Zudem gab es Vertreter einer kleindeutschen Lösung unter preußischer Vorherrschaft und die Anhänger einer nicht genau spezifizierten großdeutschen Konzeption.

Von herausragender Bedeutung für die Nationalbewegung und ein Gipfelpunkt des Jahrhunderte alten Schützenwesens in Deutschland war das Bundesschießen in Frankfurt am Main 1862. In Reden und Inszenierungen, durch Symbole und Festveranstaltungen wurde von den Schützen der vermeintlich oder tatsächlich vor seiner Realisierung stehende erhoffte Nationalstaat zelebriert. Die Schützen bekannten sich offen zu den Traditionen der Revolution von 1848. Durch die symbolische Bildung einer "Volksarmee" knüpften sie an die großen Traditionen der bürgerlichen bzw. unterbürgerlichen "Volksbewaffnung" an.

Lithographie "Zur Erinnerung an das allgemeine deutsche Schützenfest in Frankfurt am Main, July 1862", von Chr. Bach 1862; Historisches Museum der Stadt Frankfurt am Main